Alle aktuellen News und Meldungen von der Frauen-EM 2025 in unserem Liveblog: Das EM-Aus von Kapitänin Giulia Gwinn nach ihrer Verletzung trifft das DFB-Team hart, ohne die Anführerin wird die Titeljagd noch schwieriger.
DFB-Frauen wollen „für Giuli spielen“
(Zürich, 06.07.2025) Mit Sonnenbrille, Krücken und Schiene am Bein stand Giulia Gwinn am Rande des Trainingsplatzes im Sportzentrum Buchlern. Die tapfer lächelnde Anführerin schaute noch einmal bei ihren Teamkolleginnen vorbei, ehe sie am Sonntag schweren Herzens das EM-Quartier in Zürich verließ – und danach einen tiefen Einblick in ihr Seelenleben gewährte.
„Fußball, du lässt einen fliegen und manchmal auch ganz tief fallen“, schrieb die 26-Jährige in den Sozialen Medien. „Kapitänin beim EM-Auftakt, voller Stolz, voller Glaube und Überzeugung. So viel investiert, so groß geträumt. Und dann zerfällt alles in Minuten.“
Mit der Diagnose Innenbandverletzung stand die bittere Gewissheit fest: Die deutschen Fußballerinnen müssen die Titeljagd ohne ihre Kapitänin fortsetzen – nach dem Schock braucht die schwer mitgenommene DFB-Auswahl eine „Jetzt erst recht“-Mentalität.
„Ich bin überzeugt von diesem Team und diesem Teamspirit. Und natürlich wollen alle jetzt auch noch mal mehr für Giuli spielen“, sagte Nia Künzer, auch die DFB-Sportdirektorin wirkte nach dem tränenreichen und teuer erkauften EM-Auftaktsieg angefasst. Gwinn sei „niedergeschlagen“, berichtete die Weltmeisterin von 2003 von der Stimmung im Basislager: „Sie hat sich sehr auf das Turnier gefreut, dementsprechend ist sie jetzt enttäuscht.“
In bangen Stunden blieb Gwinn bei der Untersuchung am Samstag immerhin der Worst Case nach bereits zwei Kreuzbandrissen (2020 und 2022) erspart. Die Ausfallzeit, so hieß es in der knappen DFB-Mitteilung am Samstag, soll „mehrere Wochen“ betragen. In Absprache mit ihrem Verein FC Bayern ist geplant, dass Gwinn zum dritten Gruppenspiel am Samstag (21.00 Uhr/ZDF und DAZN) gegen Schweden nach Zürich zurückkehrt, um ihr Team vor Ort zumindest von außen weiter nach Kräften zu unterstützen.
Gwinns Ausfall nach nicht einmal 40 gespielten EM-Minuten infolge einer wichtigen Rettungsaktion gegen Ewa Pajor beim 2:0 gegen Polen wiegt schwer. Zumal die verjüngte deutsche Auswahl von Bundestrainer Christian Wück ohnehin schon auf Antreiberin Lena Oberdorf verzichten muss.
Vor allem menschlich wird die selbstbewusste neue Frontfrau fehlen, die zum Gesicht der neuen Generation nach der Ära Alexandra Popp geworden ist. Als empathische Leaderin, die auf dem Platz mitreißt und sich hinter den Kulissen kümmert, immer die Teamchemie im Blick hat, wenn nötig aber auch Klartext spricht.
Die Regenbogenbinde als Spielführerin wird nun Vize-Kapitänin Janina Minge vom VfL Wolfsburg übernehmen, zur Stellvertreterin rückt Sjoeke Nüsken vom FC Chelsea auf. Innenverteidigerin Minge schwor die Vize-Europameisterinnen nach dem „brutalen Schock“ gleich in St. Gallen noch mit eindringlichen Worten auf die nächsten Aufgaben ein: „Wir müssen jetzt als Mannschaft zusammenstehen und Giuli beistehen.“
Sportlich wird auch gegen die Däninnen um Bayern-Star Pernille Harder am Dienstag (18.00 Uhr/ARD und DAZN) in Basel eine Newcomerin in die Bresche springen. Die erst 21 Jahre alte Vertreterin Carlotta Wamser überzeugte beim Sprung ins eiskalte EM-Wasser mit ihrem „faszinierenden“ Auftritt, wie Nationaltorhüterin Ann-Katrin Berger schwärmte.
„Wir sind sehr begeistert, welche Entwicklung Carlotta in den letzten Monaten gemacht hat“, lobte auch Künzer: „Wir sind komplett überzeugt von ihr.“ Wamser, die diesen Sommer von Eintracht Frankfurt zu Bayer Leverkusen wechselt, erhielt daher auch ein Sonderlob vom Bundestrainer. „Jetzt hat auch der Letzte gesehen, dass sie zurecht bei uns ist“, sagte Wück.
Im Team wird auch Wamsers Persönlichkeit abseits des Platzes geschätzt. „Sie bringt nochmal eine andere Art mit rein, sie ist ein Typ, den wir gerne im Team haben“, betonte Künzer. Wamser sei „unglaublich natürlich, spontan und witzig. Sie macht sich nicht viele Gedanken.“ Die Hochgelobte selbst blieb ganz cool: „Man kommt nicht gerne rein, wenn sich eine Mitspielerin verletzt. Ich habe versucht, das Beste daraus zu machen.“
Brand auf dem „ganz großen Weg“
(Zürich, 06.07.2025) Trotz ihres Traumtors gab Jule Brand sich ganz bescheiden. „Es war nicht mein bestes Spiel“, meinte die Flügelspielerin nach dem EM-Auftaktsieg der deutschen Fußballerinnen gegen Polen: „Es freut mich, dass ich der Mannschaft helfen konnte mit meinem Tor und einem Assist. Aber auch bei mir ist noch Luft nach oben.“
Viel war im Vorfeld darüber gesprochen worden, ob die 22-Jährige bei diesem Turnier wohl ihr großes Potenzial konstant abrufen würde. Mit ihrem wunderbaren Linksschuss von der Strafraumgrenze (52.) beim 2:0 in St. Gallen und der Vorlage zu Lea Schüllers Kopfballtor (66.) gab Brand die Antwort auf dem Platz, als das DFB-Team nach Stotterstart dringend eine Initialzündung brauchte. Als Belohnung gab es die Auszeichnung als Spielerin des Spiels.
„Jule hat für uns das Spiel entschieden“, lobte Bundestrainer Christian Wück die ehemalige Wolfsburgerin, die in der neuen Saison für Olympique Lyon spielt. Und auch eine ihrer Kolleginnen schwärmte in höchsten Tönen von Brands Qualitäten.
„Ich glaube, dass Jule einen ganz großen Weg vor sich hat“, meinte Linda Dallmann und stimmte eine Lobeshymne an: „Ich bin immer wieder fasziniert von Jule. Auch davon, was sie im Training zeigt und wie dominant sie gegen jeden Gegner spielt. Gerade international hat sie sich enorm entwickelt und sie hat defensiv sehr stark mitgearbeitet, viele Bälle für uns erobert.“
Brand selbst verriet, sie habe an ihrem linken Fuß tatsächlich in letzter Zeit gezielt gearbeitet: „Ich habe im Nationalteam öfter rechts gespielt, da hilft mir ein besserer linker Fuß. Deshalb habe ich den öfter trainiert.“ Überhaupt möchte Brand in diesem Sommer mit dem Wechsel heraus aus der Komfortzone beweisen, dass sie gerade den nächsten Schritt in ihrer Karriere macht.
Denn bislang neigte das einstige „Golden Girl“ zu Schwankungen zwischen Weltklasse-Szenen und Kopflos-Momenten. Auch abseits des Platzes gilt sie als eher chaotischer Schussel, sich selbst nennt sie „etwas verpeilt und tollpatschig“. Auf dem Platz aber will sie eine ganz andere Rolle einnehmen.
Mit Brand auf der rechten Angriffsseite und der wie so oft auffälligen Klara Bühl über links verfügen die Vize-Europameisterinnen über Waffen, die jede gegnerische Abwehr vor Probleme stellen können. Geht es nach Dallmann, setzt das Duo bei der EURO in der Schweiz sogar den Maßstab. „Meiner Meinung nach haben wir mit Jule und Klara die zwei besten Außenspielerinnen im Turnier“, befand die Mittelfeldspielerin vom FC Bayern.
Künzer stärkt Gwinn-Ersatz Wamser
DFB-Sportdirektorin Nia Künzer traut Carlotta Wamser (21) bei der Fußball-EM die Rolle als Vertreterin für die verletzte Kapitänin Giulia Gwinn auf der rechten Abwehrseite zu. „Wir sind sehr begeistert, welche Entwicklung Carlotta in den letzten Monaten gemacht hat“, sagte Künzer: „Wir sind komplett überzeugt von ihr.“
Wamser, die in diesem Sommer von Eintracht Frankfurt zu Bayer Leverkusen gewechselt ist, könnte schon im zweiten Gruppenspiel der deutschen Fußballerinnen am Dienstag gegen Dänemark in die Startelf rücken. Beim Auftaktsieg gegen Polen (2:0) war die Außenbahnspielerin nach Gwinns Verletzung eingewechselt worden und zu ihrem EM-Debüt gekommen.
„Ich finde es einfach schön, dass sie in dieser Situation zeigen konnte, welche Qualitäten in ihr stecken“, lobte Künzer nach dem dritten Länderspiel der Newcomerin, der nach Gwinns EM-Aus eine wichtige Rolle zukommen dürfte. Wamser, die im Laufe der Saison von der offensiven auf die defensive Außenbahn gerückt ist, sei „körperlich unglaublich stabil“ und bringe „eine super Dynamik“ mit. „Sie macht das richtig gut seit der Vorbereitung.“
Im Team wird auch Wamsers Persönlichkeit abseits des Platzes geschätzt. „Sie bringt nochmal eine andere Art mit rein, sie ist ein Typ, den wir gerne im Team haben“, betonte Künzer. Die 21-Jährige sei „unglaublich natürlich, spontan und witzig. Sie macht sich nicht viele Gedanken.“
(Mit Material vom SID)