Bundestrainer Christian Wück hat den Auftaktsieg gegen Polen der deutschen Fußballerinnen aufgrund der Verletzung von Giulia Gwinn als „bitter erkauft“ bezeichnet. Die DFB-Kapitänin erlitt eine Innenbandverletzung am linken Knie und muss vorzeitig von der Frauen-EM 2025 abreisen.
Emotionale Reaktion vor der Abreise
Mit Sonnenbrille, Krücken und Schiene am Bein stand Giulia Gwinn am Rande des Trainingsplatzes im Sportzentrum Buchlern. Die tapfer lächelnde Anführerin schaute noch einmal bei ihren Teamkolleginnen vorbei, ehe sie am Sonntag schweren Herzens das EM-Quartier in Zürich verließ – und danach einen tiefen Einblick in ihr Seelenleben gewährte.
„Fußball, du lässt einen fliegen und manchmal auch ganz tief fallen“, schrieb die 26-Jährige auf Instagram. „Kapitänin beim EM-Auftakt, voller Stolz, voller Glaube und Überzeugung. So viel investiert, so groß geträumt. Und dann zerfällt alles in Minuten.“
„Ich bin überzeugt von diesem Team und diesem Teamspirit. Und natürlich wollen alle jetzt auch noch mal mehr für Giuli spielen“, sagte Nia Künzer, auch die DFB-Sportdirektorin wirkte nach dem tränenreichen und teuer erkauften EM-Auftaktsieg angefasst. Gwinn sei „niedergeschlagen“, berichtete die Weltmeisterin von 2003 von der Stimmung im Basislager: „Sie hat sich sehr auf das Turnier gefreut, dementsprechend ist sie jetzt enttäuscht.“
Gwinn verlässt DFB-Camp am Sonntag
Nach ihrem verletzungsbedingten EM-Aus wird Kapitänin Giulia Gwinn das DFB-Teamquartier in Zürich am Sonntag verlassen. Die 26-Jährige kehrt in Absprache mit ihrem Verein FC Bayern nach München zurück, um sich dort nach ihrer Innenbandverletzung im linken Knie in Behandlung zu begeben, wie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Samstagabend mitteilte.
Um ihr Team vor Ort zu unterstützen, ist demnach eine Rückkehr nach Zürich zum dritten Gruppenspiel der DFB-Auswahl am 12. Juli gegen Schweden geplant.
Wohl kein Kreuzbandriss bei Giulia Gwinn
Giulia Gwinn schleppte sich geknickt auf Krücken ins Hotel, an ihrem lädierten linken Knie trug sie eine Schiene. Die Bilder der Kapitänin, die vor dem Teamquartier in Zürich am Mittag nach dem tränenreichen Auftakt von ihren Eltern und ihrem Freund Constantin getröstet wurde, ließen bereits erahnen, was der DFB wenig später bekannt gab. Die EM ist für die Anführerin gelaufen, dennoch hatte die verletzungsgeplagte Münchnerin wohl Glück im Unglück.
Denn „Innenbandverletzung im linken Knie“ lautete die Diagnose nach einer MRT-Untersuchung am Samstag. Ein dritter Kreuzbandriss nach 2020 und 2022, der nach den beunruhigenden Szenen am Vorabend zu befürchten war, bestätigte sich am Samstag somit nicht. „Die Ausfallzeit beträgt voraussichtlich mehrere Wochen. Das weitere Vorgehen wird mit allen Beteiligten besprochen“, teilte der Deutsche Fußball-Bund mit. Gwinn sei „niedergeschlagen“, berichtete Sportdirektorin Nia Künzer nach der Diagnose: „Sie hat sich sehr auf das Turnier gefreut, dementsprechend ist sie jetzt enttäuscht.“ Ob Gwinn beim Team in Zürich bleiben oder für weitere Untersuchungen abreisen werde, soll „mit allen in Ruhe“ geklärt werden.
Das nächste Kapitel in Gwinns leidvoller Verletzungshistorie trübte die Freude über den erfolgreichen Turnierstart der deutschen Fußballerinnen gegen Polen (2:0) immens. Von einem „brutalen Schock“ hatte Vize-Kapitänin Janina Minge bereits am Freitagabend gesprochen. Unmittelbar nach dem „bitter erkauften“ (Wück) Auftaktsieg nahmen die Mitspielerinnen ihre Anführerin in der Kabine in den Arm und spendeten reichlich Trost.
„Wir sind in Gedanken bei ihr“, versicherte Offensivspielerin Laura Freigang. Es sei wichtig gewesen, Gwinn zu zeigen, „dass wir an sie denken und für sie da sind. Sie ist so ein wichtiger Mensch für uns.“ Auch Linda Dallmann versprach, dass das Team für Gwinn da sein werde, „weil sie auch für jede von uns da ist, wann immer sie kann“. Selina Cerci hatte Gwinns Trikot mit der Nummer sieben bereits auf der Ehrenrunde getragen.
Schwere Knieverletzung gegen Polen
„Nach unserem Kreis waren wir alle noch einmal in der Kabine und haben Giulia in den Arm genommen“, berichtete der Bundestrainer nach dem 2:0 (0:0)-Auftaktsieg gegen Polen in der ARD: „Morgen gibt es ein MRT. Das Knie ist betroffen.“
Jule Brand per Traumtor (52.) und Lea Schüller (66.) trafen in St. Gallen für den achtmaligen Titelträger. Überschattet wurde der Sieg von der womöglich schweren Knieverletzung Gwinns. Die Rechtsverteidigerin, die in der Vergangenheit bereits zwei Kreuzbandrisse erlitten hat, humpelte in der 40. Minute unter Tränen vom Platz.
„Wenn man zweimal einen Kreuzbandriss hatte und wieder am Knie verletzt ist, steht man erstmal unter Schock. Wir wollen nicht spekulieren“, sagte Wück: „In der Pause habe ich gesagt, dass wir uns an den Plan halten und ruhig bleiben sollen. Mit mit Ergebnis sind wir sehr zufrieden. Aber wir wissen, dass wir viel besser spielen können.“
Große Sorge drückt auf EM-Stimmung
Die strahlende Sonne über dem Uetliberg hellte die angespannte Stimmung im deutschen Lager nur bedingt auf. Das Bangen um Giulia Gwinn ging am Morgen nach dem tränenreichen Auftakt im DFB-Teamquartier in Zürich weiter. Trotz des erfolgreichen EM-Starts schwebte am Samstag noch immer über allem die Frage: Wie schwer hat es die Anführerin erwischt?
Von einem „brutalen Schock“ sprach Janina Minge, die von Gwinn die Kapitänsbinde übernommen hatte. Eine MRT-Untersuchung am Vormittag soll laut Christian Wück Aufschluss über die Schwere der Knieverletzung geben. „Es wäre unheimlich schlimm“, sagte der Bundestrainer auch mit Blick auf Gwinns leidvolle Verletzungshistorie, „wenn es etwas Schlimmeres sein sollte.“
Die Sorge um die 26-Jährige, die das DFB-Team in St. Gallen erstmals als Kapitänin und Nachfolgerin von Alexandra Popp in ein EM-Spiel geführt hatte, überlagerte die Freude über das 2:0 (0:0) gegen Polen. Unmittelbar nach dem „bitter erkauften“ (Wück) Auftaktsieg umarmten die Mitspielerinnen ihre Anführerin, die in der Vergangenheit bereits zwei Kreuzbandrisse erlitten hat (2020 und 2022), in der Kabine und spendeten reichlich Trost.
„Wir sind in Gedanken bei ihr“, versicherte Offensivspielerin Laura Freigang. Es sei wichtig gewesen, Gwinn zu zeigen, „dass wir an sie denken und für sie da sind. Sie ist so ein wichtiger Mensch für uns.“ Auch Linda Dallmann versprach, dass das Team für Gwinn da sein werde, „weil sie auch für jede von uns da ist, wann immer sie kann“. Selina Cerci hatte Gwinns Trikot mit der Nummer sieben bereits auf der Ehrenrunde getragen.
Gwinns Eltern litten im Stadion mit
Die Verteidigerin vom FC Bayern hatte die Verletzung kurz vor der Pause bei einer Rettungstat gegen Polen-Star Ewa Pajor erlitten. Erst schleppte sie sich nach einer Behandlung zwar noch einmal aufs Feld, wenig später humpelte Gwinn aber unter Tränen vom Platz. Die zweite Hälfte verfolgte Gwinn in der Kabine, auch ihre Eltern litten im Stadion mit.
Mit großer Sorge blicken auch die Verantwortlichen des Double-Gewinners aus München in die Schweiz. „Giulia bekommt alle Unterstützung vom FC Bayern, wir werden alles Mögliche tun, damit sie so schnell wie möglich wieder auf dem Platz steht“, versprach Vereinspräsident Herbert Hainer in der Bild.
Dass Gwinn bei der EM noch einmal auflaufen wird, erscheint allerdings äußerst fraglich. Ein Ausfall der charismatischen Leitfigur wäre ein herber Dämpfer für die Titelambitionen des Rekordeuropameisters. Gegen Polen habe sich die DFB-Auswahl laut Torhüterin Ann-Katrin Berger aber zumindest nicht anmerken lassen, „dass wir unsere Kapitänin vermissen“. Es spreche für das Team, meinte Freigang, „wie wir das weggesteckt haben“. Und Jule Brand betonte: „Wir haben die drei Punkte für sie geholt.“
(Mit Material vom SID)