Das Endspiel der Frauen-EM 2025 zwischen England und Spanien findet am 27. Juli 2025 im St. Jakob-Park in Basel statt. Alle wichtigen Infos zum EM-Finale!





EM-Finale England gegen Spanien: Titelverteidigung oder Titelpremiere
Der Blick zurück könnte Mut machen, doch Olga Carmona weiß genau, dass schöne Erinnerungen kurz vor dem Ziel nicht weiterhelfen. „Fußball ist Gegenwart, und was wir in der Vergangenheit geleistet haben, spielt keine Rolle mehr“, sagte die spanische Fußball-Nationalspielerin vor dem EM-Finale gegen England. Vor zwei Jahren hatte die 25-Jährige ihr Team gegen die Lionesses zum WM-Titel geschossen – doch die brennen nun auf die Revanche. „Wir haben die Hoffnung, wir haben den Glauben und wir haben die Qualität“, sagte Offensivspielerin Chloe Kelly.
Dass sich die von Montse Tomé trainierten Spanierinnen und die von der Niederländerin Sarina Wiegman angeleiteten Engländerinnen zwei Jahre nach dem WM-Finale von Sydney nun in Basel um den EM-Pokal duellieren, überrascht kaum. „Es war fast unvermeidlich, dass sie erneut aufeinandertreffen würden“, ordnet der Guardian die altbekannte Finalpaarung ein.
Die britische Tageszeitung erkennt „zwei Nationen, deren Wege zu diesem Zeitpunkt untrennbar miteinander verbunden scheinen; zwei Nationen, deren Aufstieg die historische Ordnung des Frauenfußballs verändert und erschüttert hat.“ Die Frage vor dem Showdown lautet: Wer löst sich aus dem Schatten des anderen?
Für England geht es im St.-Jakob-Park nicht nur um Wiedergutmachung, sondern nach dem Triumph von Wembley vor drei Jahren über Deutschland (2:1 n.V.) auch um die erfolgreiche Titelverteidigung. Für Spanien hingegen wäre der EM-Finalsieg eine Premiere, gleichzeitig würde das Team mit einem Erfolg einen nahezu beängstigenden Lauf fortsetzen: denn nach dem WM-Pokal schnappten sich die Ibererinnen im vergangenen Jahr auch die Nations League.
Auch im laufenden Turnier überzeugte die Mannschaft, legte eine souveräne Vorrunde mit drei Siegen und 14:3 Toren hin, bezwang im Viertelfinale Gastgeber Schweiz (2:0) und bekam erst im Halbfinale gegen Deutschland (1:0 n. V.) Probleme – wenngleich sie sich auch gegen das DFB-Team als die fußballerisch bessere Einheit entpuppte. „Wir haben es geschafft, ein Team aufzubauen“, sagte Trainerin Tomé, ihre Spielerinnen seien „mental immer wettbewerbsfähiger“.
Mentale Stärke bewies auf dem Weg ins Endspiel auch England – wenngleich die spielerische Klasse dabei allzu oft auf der Strecke blieb. Im Viertelfinale siegte das Team glücklich im Elfmeterschießen gegen Schweden, im Halbfinale gegen Italien (2:1) halfen in der regulären Spielzeit und der Verlängerung zwei Last-Minute-Treffer.
„Der Glaube in der Mannschaft, die Resilienz und die Gemeinschaft in dieser Gruppe ist einfach so besonders“, frohlockte nach dem Finaleinzug zwar die Siegtorschützin Kelly, die heimische Presse allerdings war wenig angetan: „Die Lionesses stolpern durch pures Glück ins Finale“, schrieb der Guardian.
Und doch steht auch England nun kurz davor, erneut Geschichte zu schreiben – allen voran Trainerin Wiegman, die in ihrem fünften Finale bei einer EM und WM nacheinander als zweite Trainerin nach Tina Theune den EM-Titelhattrick schaffen könnte.
Doch am Sonntag gilt auch für sie: Nur die Gegenwart zählt.
Englands Comeback-Queens im EM-Finale
„Lionesses“ als Comeback-Queens ins Finale: Die englische Frauen-Nationalmannschaft ist nach einem dramatischen Halbfinalerfolg gegen Italien nur noch einen Sieg von der erfolgreichen Titelverteidigung bei der Europameisterschaft in der Schweiz entfernt. Trotz langen Rückstands sicherte sich das Team von Sarina Wiegman mit 2:1 (1:1, 0:1) nach Verlängerung noch sein Ticket für das Endspiel am Sonntag in Basel – und ist damit möglicher Gegner der deutschen Frauen.
Barbara Bonansea ließ den Außenseiter Italien mit ihrem Treffer (33.) lange vom dritten Endspieleinzug nach 1993 und 1997 träumen. Der Last-Minute-Ausgleich von Michelle Agyemang (90.+6) brachte England doch noch in die Verlängerung, in der die besseren Nerven und der Siegtreffer von Chloe Kelly (119.) per Elfmeternachschuss den Ausschlag gaben. Kelly hatte schon 2022 im Endspiel gegen Deutschland das entscheidende Tor erzielt.
Damit peilen die Engländerinnen nach den Endspielteilnahmen 1984 und 2009 sowie dem Titel 2022 gegen die Weltmeisterinnen aus Spanien erneut den großen Coup an.
Fünftes Finale für Sarina Wiegman
Die englische Fußball-Nationaltrainerin Sarina Wiegman hat durch den Einzug ins Endspiel der EM in der Schweiz ihre erstaunliche Serie ausgebaut. Wenn der Titelverteidiger in Basel nach dem Pokal greift, steht die niederländische Erfolgsgarantin zum fünften Mal in Folge bei einem Finale eines internationalen Turniers an der Seitenlinie – Rekord.
Das Erfolgsgeheimnis der 55-Jährigen? „Ich weiß es nicht“, sagte Wiegman nach dem 2:1-Sieg nach Verlängerung im Halbfinale gegen Italien lachend: „Ich bin die Glückliche, dass ich mit so vielen guten Leuten zusammenarbeiten darf.“
Die unglaubliche Serie begann als Trainerin der Niederlande. Wiegman führte Oranje sowohl ins EM-Finale 2017 als auch ins WM-Endspiel zwei Jahre später in Frankreich. Bei der Europameisterschaft im eigenen Land sicherte sich Wiegmans Team durch ein 4:2 gegen Dänemark den Titel, bei der WM verloren die Niederländerinnen dann aber 0:2 gegen die USA.
In der Folge wechselte Wiegman auf die Insel – und gewann bei der Heim-EM 2022 mit den Lionesses den Pokal. Im Endspiel jubelte England nach einem dramatischen 2:1 nach Verlängerung gegen Deutschland über den ersten Titel eines Frauen- oder Männerteams seit der Männer-WM 1966. Bei der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren in Australien verlor Wiegman mit ihrem Team dann im Endspiel 0:1 gegen Spanien.
Bei der EM in der Schweiz standen die Engländerinnen nun mehrmals kurz vor dem Aus. Doch sowohl beim 3:2 nach Elfmeterschießen im Viertelfinale gegen Schweden als auch im Halbfinale gegen Italien retteten sie sich eine Runde weiter – und hielten damit auch die Serie ihrer Trainerin am Leben. „Es ist so besonders, ein Finale zu spielen“, sagte Wiegman: „Ich kann es selbst kaum glauben.“
Wer sind die entscheidenden Protagonistinnen?
England
Hätte Hannah Hampton als Kind auf ihre Ärzte gehört, stünde sie nicht mit England im EM-Finale. Die 24 Jahre alte Torhüterin wurde mit einer Augenkrankheit geboren, die ihre Tiefenwahrnehmung beeinträchtigt. Den ärztlichen Rat, besser keinen Fußball zu spielen, ignorierte sie. Im Viertelfinale gegen Schweden (3:2 i.E) avancierte die Teamkollegin von Sjoeke Nüsken (FC Chelsea) mit blutender Nase und zwei gehaltenen Elfmetern zur „Heldin“ der Lionesses.
Aus der Bundesliga ist sie die einzige Spielerin im Finale. Dabei sah es für Georgia Stanway von Meister Bayern München vor einiger Zeit danach noch nicht aus. Aufgrund einer Knieverletzung hatte sie für die Münchner in der Rückserie keine einzige Minute gespielt, absolvierte jedoch bei der EM bislang alle Spiele von Beginn an. „Ich fühle mich schneller, fitter und stärker als jemals zuvor“, sagte die 26-Jährige zuletzt.
Deutschland-Schreck, Matchwinnerin, „Super-Sub“: Chloe Kelly sei „für die großen Momente gemacht“, sagte Teamkollegin Lucy Bronze nach dem Halbfinale (2:1 n.V.) gegen Italien, in dem die 27-Jährige mit einem erfolgreichen Elfmeter-Nachschuss den Titeltraum der Squadra Azzurra beendete. Das Gefühl kennen auch die DFB-Frauen. Kelly, die ihre bisherigen elf EM-Einsätze allesamt als Jokerin bestritt, hatte Deutschland im Finale 2022 ins Tal der Tränen und England zum Titel geschossen.
Wenn es im Frauenfußball eine Erfolgsgarantin gibt, dann ist es Sarina Wiegman. Die Niederländerin steht zum fünften Mal in Serie in einem Endspiel bei Welt- und Europameisterschaften, könnte als zweite Trainerin nach Tina Theune (1997, 2001, 2005) den EM-Hattrick schaffen. Nicht umsonst soll die 55-Jährige bei einer erfolgreichen Revanche für das verlorene WM-Finale 2023 gegen Spanien die Ritterwürde erhalten.
Spanien
Ihre EM-Teilnahme grenzte an ein kleines Wunder. Ende Juni hatte die zweimalige Weltfußballerin Aitana Bonmatí wegen einer viralen Meningitis noch das Krankenbett gehütet. Gut drei Wochen später überraschte die Mittelfeldspielerin des FC Barcelona Ann-Katrin Berger im DFB-Tor im Halbfinale eiskalt im kurzen Eck und beendete das Turnier für Deutschland. Jetzt fehlt in Bonmatís Märchen nur noch das letzte Kapitel. Spaniens erster EM-Titel im Frauenfußball – und eine weitere Trophäe für ihren ohnehin schon gut gefüllten Schrank.
Mit drei Toren und vier Vorlagen ist „La Reina“ (Die Königin) Alexia Putellas die gefährlichste Spielerin des Turniers. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass die Kapitänin des FC Barcelona dieser Statistik seit dem Viertelfinale keinen Scorerpunkt mehr hinzufügte, sie vergab gegen die Schweiz sogar einen Elfmeter. Für sie gilt dasselbe wie für Teamkollegin Bonmatí. Die Vollendung mit dem letzten noch fehlenden Titel. „Es gibt immer ein erstes Mal“, sagte Putellas kämpferisch – und bezog es auf einen Sieg gegen Deutschland. Selbiges gilt nun für das Finale.
Mit dem Siegtreffer im WM-Finale 2023 machte sich Olga Carmona unsterblich – und erhielt nach dem Schlusspfiff die traurige Nachricht vom Tod ihres Vaters. Zwei Jahre nachdem Freude und Trauer so nah beieinanderlagen, ist die Linksverteidigerin in einer sich oft ändernden Abwehrreihe gesetzt. Lediglich beim abschließenden Gruppenspiel gegen Italien schaute der Neuzugang von Paris Saint-Germain zu. Gegen Deutschland stellte sie Jule Brand weitestgehend kalt.
Die ehemalige Co-Trainerin und Nachfolgerin des umstrittenen Weltmeister-Coaches Jorge Vilda machte sich zu Beginn ihrer Amtszeit unbeliebt, indem sie erfahrene Stars wie Jennifer Hermoso und Irene Paredes nicht mehr berief. Letztere schaffte es doch noch ins EM-Aufgebot und führt die Nationalelf als Kapitänin aufs Feld. Der von Montse Tomé insgesamt eingeleitete Umbruch trägt Früchte und lässt Kritiker verstummen. Jetzt fehlt nur noch der Titel.
Wer ist die Schiedsrichterin im Finale?
Die Französin Stéphanie Frappart leitet das EM-Finale der Frauen in Basel zwischen England und Spanien. Das gab die Europäische Fußball-Union (UEFA) am Donnerstag bekannt. Die 41-Jährige ist seit 2011 FIFA-Schiedsrichterin und kam in der Schweiz bislang bei zwei Gruppenspielen sowie dem Viertelfinale zwischen Norwegen und Italien (1:2) zum Einsatz.
„Stéphanie Frappart hat diese Ernennung verdient, da sie aufgrund ihrer Professionalität und ihrer Einstellung auf und neben dem Platz ein Vorbild für die junge Generation von Schiedsrichterinnen ist“, sagte Roberto Rosetti, Schiedsrichterdirektor der UEFA. Als Assistent des VAR ist mit Christian Dingert (Lebecksmühle) auch ein deutscher Referee beim Finale im Einsatz.
Frappart gilt als bekannteste Schiedsrichterin der Welt. 2020 leitete sie als erste Frau ein Champions-League-Spiel der Männer, 2023 folgte die Premiere bei der Männer-WM in Katar beim Gruppenspiel zwischen Deutschland und Costa Rica.
Daten und Fakten zum Finale der EM 2025
Das letzte Frauen-EM-Finale 2022 bestritten Deutschland und England. In einem spannenden und umkämpften Endspiel setzen sich die Engländerinnen vor 87.192 Zuschauern im ausverkauften Wembley-Stadion mit 2:1 (1:1, 0:0) nach Verlängerung durch.
Die Engländerinnen stehen nach 2022 zum zweiten Mal in Folge im EM-Finale. Trainerin Sarina Wiegman war war bei beiden Endspielen dabei.
Das nominelle Heim-Team des Finals 2025 ist aus administrativen Gründen der Sieger des Halbfinales, welches am 22. Juli 2025, in Genf stattfindet, also England. Beide Finalisten dürfen die Trikotfarben ihrer Wahl tragen. Wenn sie sich aber zu ähnlich sind, muss das Team, das als Auswärtsteam bestimmt wurde, ein anderes Trikot tragen.
Steht es am Ende der regulären Spielzeit unentschieden, werden zwei 15-minütige Verlängerungen gespielt. Erzielt eines der beiden Teams in der Verlängerung mehr Tore als das andere, hat es das Spiel gewonnen und ist Europameister 2025. Steht es nach der Verlängerung immer noch unentschieden, wird der Sieger im Elfmeterschießen ermittelt.
Das einzige EM-Finale, das bislang im Elfmeterschießen entschieden wurde, war das erste im Jahr 1984, als Schweden in Luton England im einzigen Finale besiegte, das in Hin- und Rückspiel ausgetragen wurde.
(Mit Material vom SID)