Nach dem Halbfinale-Einzug der Frauen-EM 2025 wollen die DFB-Frauen ihre Kräfte sammeln und unerschrocken ins Duell mit den Weltmeisterinnen aus Spanien gehen. Das Halbfinale findet am 23. Juli 2025 in Zürich statt.





Die Bilanz spricht zumindest eine eindeutige Sprache: In acht Duellen gab es fünf Siege und keine Niederlage für das deutsche Team. Zuletzt gewannen die DFB-Frauen in der EM-Gruppenphase 2022 (2:0) und im Spiel um Olympia-Bronze 2024 (1:0), als Torhüterin Ann-Katrin Berger mit einem gehaltenen Elfmeter in der Nachspielzeit zur Matchwinnerin avancierte.
Halbfinale Spanien gegen Deutschland
„Wir machen uns auf den Weg in die Köpfe der Spanierinnen, sobald wir wieder fit sind“, sagte DFB-Sportdirektorin Nia Künzer. Sie sei aber nicht erst nach dem kräftezehrenden Elfmeter-Krimi gegen Frankreich „der Überzeugung, dass kein Team gerne gegen uns spielt“.
Vor dem Halbfinale in Zürich warnte Künzer vor den Stärken der spanischen Auswahl um Weltfußballerin Aitana Bonmatí. „Es ist schon eine ungeheure Passqualität vorhanden. Und das schon in jüngeren Teams gepaart mit einer gewissen Abgezocktheit“, sagte die 45-Jährige. „Ich finde, das kommt manchmal ein bisschen zu kurz bei aller spielerischen Qualität.“
Künzer hob den „überwiegend guten“ Auftritt der Italienerinnen gegen Spanien in der Gruppenphase (1:3) als Mut machendes Beispiel hervor. „Von daher ist es schon so, dass man sie packen kann. Wir werden es uns genau anschauen, was vielleicht auch im Verhältnis zu uns die Möglichkeiten sind und welche Möglichkeiten sich für uns ergeben“, sagte die Weltmeisterin von 2003. Zumal sich nun herumgesprochen habe, „wie unangenehm wir zu bespielen sind“.
Bundestrainer Wück „Wir werden leiden müssen“
Bundestrainer Christian Wück sieht einen geduldigen Auftritt als Schlüssel im EM-Halbfinale gegen den Weltmeister Spanien. „Ich glaube, wir werden viel hinterherlaufen und viel leiden müssen, weil wir keinen Ball haben“, sagte der 52-Jährige vor der Partie der deutschen Fußballerinnen am Mittwoch in Zürich: „Aber wir müssen die richtigen Momente abwarten und ergreifen, um unser Spiel durchzusetzen.“
Anders als in Unterzahl beim Viertelfinal-Krimi gegen Frankreich (6:5 i.E.) setzt Wück wieder deutlicher auf die Stärken des deutschen Teams im Ballbesitz. „Das wird der große Unterschied sein, dass wir natürlich auch mit dem Ball stattfinden wollen“, sagte der Bundestrainer, für den neben der körperlichen Regeneration nach dem Kraftakt von Basel in den vergangenen Tagen auch ein Fokus auf der mentalen Erholung seiner Spielerinnen lag.
„Ich glaube, für uns ist wirklich das Wichtigste, dass wir mental wieder frisch werden, dass wir mental sofort wieder im Spiel sind, dass wir eben nicht vom Kopf her die Zehntelsekunde länger brauchen als im Spiel gegen die Französinnen“, sagte Wück. Er sei froh über die verbleibenden Stunden bis zur Partie am Mittwochabend, „es ist wichtig, da zu 100 Prozent für dieses Spiel bereit zu sein“.
Abwehrspielerin Rebecca Knaak gab einen Einblick in die Erholungsphase der DFB-Frauen. Jede Spielerin habe zwar ihre eigenen Strategien, sie glaube aber, „dass wir im Team ganz viel zusammen lösen, uns auch gegenseitig Unterstützung geben und ein gutes Gespür haben, welche Spielerin was gerade braucht“, sagte die 29-Jährige: „Wir versuchen uns gegenseitig zu helfen, damit wir jede Spielerin dann am Spieltag wieder bei 100 Prozent haben.“
Dennoch wird Wück seine Startelf aufgrund des Ausfalls der Rotsünderin Kathrin Hendrich und der Gelbsperre von Vize-Kapitänin Sjoeke Nüsken umbauen müssen. Auch Außenverteidigerin Sarai Linder fällt verletzt aus. Das Sprunggelenk der Wolfsburgerin beruhige sich zwar „ein bisschen“. Ob es bis zu einem möglichen Finale am Sonntag reiche, „kann ich nicht sagen“, betonte Wück. Die Ausfälle „tun weh, aber wir werden Lösungen finden“.
Spanien Stars Putellas und Bonmatí
Wer Spanien stoppen will, muss Alexia Putellas und Aitana Bonmatí stoppen. Die Weltfußballerinnen sind Idole ihres Sports.
51 Titel. Einundfünfzig! Alexia Putellas und Aitana Bonmatí haben alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Alles? Meisterschaft, Pokal und Supercup in Spanien, dreimal gemeinsam die Champions League mit dem FC Barcelona, die WM 2023, die Nations League. Der EM-Pokal aber, sagte Putellas, „ist die Trophäe, die uns fehlt – und wir haben das Gefühl, dass es jetzt soweit sein könnte“.
Jetzt, in der Schweiz, mit dem Halbfinale am Mittwoch gegen Angstgegner Deutschland. Wenn Spanien in Zürich seinen EM-Fluch besiegen und erstmals ins Endspiel einziehen will, wird es auf seine beiden Weltfußballerinnen ankommen.
Auf „La Reina“, die „Königin“ Putellas, die den Ballon d’Or 2021 und 2022 gewonnen hat. Und auf Bonmatí, die von ihrem Vater wegen ihrer ausladenden Gestik „Polizistin“ genannt wird und den Goldenen Ball 2023 und 2024 abräumte. Beide sind offensive Mittelfeldspielerinnen, Ikonen ihres Sports – und Vorkämpferinnen auf ihre Art.
Putellas war 18, als ihr Vater Jaume starb, ihr Förderer. Ihm widmete sie ihren ersten Ballon d’Or, nach Toren zeigte sie zu ihm in den Himmel. Ihr Weg an die Spitze schien dennoch mühelos – bis sie sich am Vorabend der EM 2022 das Kreuzband riss. Beim WM-Triumph spielte sie deshalb nur eine Nebenrolle, wenig später warf sie eine Meniskusverletzung erneut zurück. Ihrer Mutter sagte sie, sie müsse „den Fußball aufgeben“.
Mitnichten! In der vergangenen Saison kreierte sie die meisten Chancen in den Top 5 Ligen und wurde zur besten Spielerin der spanischen Liga F gewählt. Bei der EM hat sie in vier Spielen drei Tore erzielt und vier vorbereitet. „Die beste Alexia ist zurück – und vielleicht noch besser“, schrieb das Blatt As.
Putellas (31) begeistert selbst Barca-Legende Xavi mit ihrem Passspiel und ihrer Technik („Die Beste“), sie nennt sich „süchtig nach Siegen“ und ist doch stets bescheiden. Einer Doku über sich („Alexia: Labor Omnia Vincit“) stimmte sie nur zu, als sie recherchiert hatte, dass es über Sportlerinnen kaum Filme gibt. Gesehen hat sie das Ergebnis nie. „Ich weiß, wer ich bin.“
Wie ihre Teamkollegin eiferte auch Bonmatí (27) den Barca-Idolen Xavi und Andrés Iniesta nach. „Heute“, sagte sie, „habe ich das Gefühl, das Spiel wie sie zu verstehen.“ Wegen einer viralen Meningitis vor der EM stand sie erst im Gruppen-„Finale“ gegen Italien zum ersten Mal in der Startelf, bereitete nur ein Tor vor.
Auch sie weiß, was es heißt zu kämpfen. Ihre Eltern, beide Lehrer, kämpften erfolgreich dafür, dass sie den Familiennamen der Mutter als ersten Nachnamen tragen durfte – zuvor wurde der in Spanien erst nach jenem des Vaters genannt. Als sie ihren ersten Goldenen Ball empfing, dankte sie Mama Rosa und Papa Vicent mit den Worten: „Ihr habt für Wandel gekämpft und es geschafft. Ich trage diesen Kampfgeist und diese Widerstandsfähigkeit im Blut.“
Das soll die DFB-Elf zu spüren bekommen. In ihrem Trophäenschrank, versicherte Bonmatí ganz im Sinne von Putellas, sei noch Platz. „Es gibt noch Dinge zu erledigen…“
Spanierinnen loben DFB-Torhüterin Berger
Die eindrucksvolle Leistung von DFB-Torhüterin Ann-Katrin Berger ist auch den spanischen Weltmeisterinnen nicht verborgen geblieben. „Sie ist eine der besten Torhüterinnen der Welt mit einer großen Erfahrung. Sie wird dafür sorgen, dass wir unser Bestes zeigen müssen“, sagte die zweimalige Weltfußballerin Alexia Putellas vor dem Duell mit der deutschen Auswahl im EM-Halbfinale am Mittwoch in Zürich.
Es sei ein Vergnügen, gegen die besten Spielerinnen zu spielen, „weil sie einen ans Limit bringen. Berger ist eine dieser Spielerinnen“, lobte Putellas, die im Spiel um Olympia-Bronze im Vorjahr in der Nachspielzeit einen Elfmeter gegen Berger verschossen hatte (0:1). Spaniens Trainerin Montserrat Tomé bezeichnete Bergers Auftritt gegen Frankreich als „unglaublich“. Die deutsche Torhüterin habe „ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen. Wir haben alles analysiert“.
Im Züricher Letzigrund wollen die Spanierinnen erstmals überhaupt in ein EM-Finale einziehen – und zugleich ihren Premierensieg gegen Deutschland feiern. Mit der DFB-Auswahl warte aber „eines der besten Nationalteams der Welt“, sagte Putellas: „Ich glaube, dass sie auch sehr gefährlich im Umschaltspiel sind, wenn sie den Ball nicht haben.“
Tomé wollte derweil keine Vergleiche zum Duell bei Olympia vor einem Jahr ziehen. Das deutsche Team habe einen neuen Trainer und andere Spielerinnen, „aber Deutschland bleibt nunmal Deutschland“, warnte sie.
(Mit Material vom SID)