Es kommt zum Kracher: Das DFB-Team trifft am Freitag, den 5. Juli 2024, um 18:00 Uhr in Stuttgart im Viertelfinale auf Spanien. Die Bilanz spricht mit neun Siegen, neun Unentschieden und acht Niederlagen leicht für Deutschland.
In welchen Trikots spielt Deutschland das Viertelfinale gegen Spanien?
Die deutsche Nationalmannschaft wird ihr EM-Viertelfinale gegen Spanien in den weißen Heimtrikots bestreiten. Das teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zwei Tage vor dem Spiel am Freitag in Stuttgart mit.
Im bisherigen Turnierverlauf ist das weiße DFB-Trikot dreimal zum Einsatz gekommen, so auch beim Erfolg im Achtelfinale gegen Dänemark (2:0). Das bei den Fans so beliebte pink-lila Shirt trugen Kapitän Ilkay Gündogan und Co. nur beim Vorrundensieg über Ungarn (2:0). Es ist das am besten verkaufte Auswärtstrikot in der Geschichte des DFB.
Der Kracher nach dem „Donnermärchen“
Julian Nagelsmann zeigte der fauchenden „Roten Furie“ die kalte Schulter. „Generell macht das mit mir wenig“, sagte der Bundestrainer über die Sticheleien von Topfavorit Spanien vor dem vorweggenommenen EM-Endspiel im Viertelfinale und betonte: „Ich möchte weniger sprechen und im Spiel zeigen, was wir für Ziele haben!“
Und die sind klar: Das Sommermärchen 2.0 soll nicht vorzeitig enden. „Wir werden alles daran setzen, weiterzukommen“, versprach Nagelsmann vor dem Duell der beiden besten Mannschaften des Turniers, in dem die Fußball-Welt ein wahres Spektakel erwartet. Doch viele der „völlig losgelösten“ DFB-Fans fürchten im Kracher nach dem „Donnermärchen“ gegen Dänemark den jähen Absturz und fragen sich bang: Wird der langjährige Angstgegner zum deutschen EM-Schreck?
Kapitän Gündogan: Wir haben extreme Qualitäten
„Es gibt keinen Grund, nicht optimistisch zu sein“, sagte Ilkay Gündogan. Das wunderbare, einigende Fußball-Fest könne weitergehen, von Stuttgart über München zum Sehnsuchtsort Berlin – bis zum vierten EM-Triumph am 14. Juli. Nagelsmann strahlte beim Abschlusstraining lächelnd Ruhe aus, Mittelfeldmann Robert Andrich stimmte die Nation mit frisch gefärbten pinken Haaren auf die nächste bunte Party ein.
„Wir können und werden mehr als mithalten“, versprach Gündogan den Millionen TV-Zuschauern und den Hunderttausenden auf den schwarz-rot-goldenen Fanmeilen. Wunderkind Lamine Yamal hin, Ausnahme-Sechser Rodri her – auch „wir haben extreme Qualitäten“. Und die Spanier sicher „mehr Respekt vor uns, als sie gerade öffentlich zugeben“.
Weiße Wand in Stuttgart
Kein anderes Team spazierte so scheinbar mühelos durchs Turnier. Doch auch bei der DFB-Auswahl ist etwas gewachsen, das wurde im Achtelfinale klar. Zuversicht und Widerstandskraft gepaart mit Klasse und Finesse. Dazu kommen die euphorisierten Fans, die in Stuttgart als „weiße Wand“ (DFB) hinter ihren Lieblingen stehen sollen.
Erst dort und am Spieltag will Nagelsmann die letzten Aufstellungsfragen beantworten. Ob in der Offensive Leroy Sane oder Florian Wirtz beginnen wird, diese Frage „kann ich beantworten, aber ich will sie nicht beantworten“, sagte er und meinte: „Wir haben noch ein, zwei Fragezeichen.“ Klar scheint: Jonathan Tah wird nach abgelaufener Gelbsperre für Nico Schlotterbeck ins Team rücken, David Raum könnte wieder für Maximilian Mittelstädt verteidigen.
In der Offensive liegt der Zauber
Und es mit Wunderkind Lamine Yamal zu tun bekommen. Nagelsmann verwies auf die Jugendlichkeit des 16-Jährigen und meinte: „Wenn es härter zur Sache geht – mal schauen, wie er reagiert.“ Generell aber liege sein Fokus „weniger auf Yamal, sondern auf Jamal“ Musiala. Soll heißen: Seine Elf muss ihr Heil in der Offensive suchen.
Der größte Antrieb, betonte Toni Kroos, der seine „Rente“ weiter aufschieben will, komme aus der Kabine. „Wir wollen noch deutlich weiterkommen und sind sehr überzeugt, dass wir das schaffen können“, sagte die königliche Passmaschine. „Der Glaube in dieser Mannschaft“, betonte er, „ist extrem gewachsen“. Und groß genug.
Klar, Spanien sei ein „harter Brocken“, meinte Joshua Kimmich, Thomas Müller erwartet „eine ganz knappe Kiste“. Aber, betonte der Routinier, er sehe „genügend Ansatzpunkte“, wie Spanien zu „knacken“ und der erste Pflichtspielsieg in diesem Duell seit 1988 zu erringen sei.
Den Weg dahin hat Nagelsmann im März vorgegeben. Mit seiner klaren Rollenverteilung und einer klaren Ansprache. Jetzt ist seine Elf drauf und dran, die „alte Festplatte“ mit den vielen Enttäuschungen wie vom Bundestrainer vorgegeben endlich zu „löschen“ und wieder eine Turniermannschaft zu werden. „Jeder weiß: Mit Deutschland ist wieder bis zur letzten Minute zu rechnen“, sagte Rudi Völler, „das ist der Ruf, den wir früher hatten und der bei den Gegnern für Respekt sorgt.“ Auch bei den Spaniern?
Spanien bereit für das Duell mit Deutschland
Pflichtaufgabe erfüllt, jetzt wartet Deutschland: Nach dem souveränen Einzug in das EM-Viertelfinale freut sich ganz Spanien auf den Kracher gegen das DFB-Team. „Wir sind sehr froh, wir müssen einfach so weitermachen“, sagte Torschütze Nico William nach dem letztlich souveränen 4:1 (1:1)-Erfolg des Topfavoriten gegen Außenseiter Georgien: „Deutschland wird auf jeden Fall schwierig, aber wir haben eine wunderbare Mannschaft, wenn wir so weiterspielen, werden wir gewinnen.“ Der Leipziger Bundesliga-Profi Dani Olmo sagte: „Es ist sehr aufregend, gegen die Heimmannschaft zu spielen. Das wird für mich eine sehr besondere Herausforderung.“
Die heimische Presse war nach dem deutlichen Sieg begeistert. „Spaniens großartiges Spiel, das uns träumen lässt“, schrieb die Marca im Anschluss an das Achtelfinale – und nahm den nächsten Gegner ins Visier: „Lasst Deutschland erzittern.“
Gegen Georgien geriet die Mannschaft von Nationaltrainer Luis de la Fuente durch ein Eigentor von Robin Le Normand (18.) früh in Rückstand. Doch der Favorit blieb cool, drehte dank der Treffer von Rodri (39.), Fabian Ruiz (51.), Williams (75.) und Dani Olmo (83.) die Begegnung.
Und somit wartet nun am Freitag in Stuttgart das mit Spannung erwartete Duell mit der deutschen Mannschaft. „Der Gastgeber, Kroos‘ Deutschland, erwartet uns“, titelte die AS: „Wenn wir feiern wollen, müssen wir bereit sein, mit jedem zu tanzen.“
Spiele zwischen Deutschland gegen Spanien
Deutschland wartet seit dem 2:0 im EM-Gruppenspiel 1988 auf einen Pflichtspielsieg gegen Spanien. Seitdem gab es sechs Treffen bei großen Turnieren und in der Nations League (drei Remis), darunter die bitteren Niederlagen im EM-Finale 2008 und im WM-Halbfinale 2010 (je 0:1) sowie die Schmach in der Nationenliga 2020 (0:6).
Sieben besondere Duelle zwischen Deutschland und Spanien von 1935 bis 2022:
Freundschaftsspiel 1935
12. Mai 1935 in Köln, Deutschland – Spanien 1:2. 74.000 Zuschauer im Müngersdorfer Stadion wollen das erste Aufeinandertreffen beider Nationen sehen. Edmund Conen – Fußballhistoriker werden sich erinnern – bringt Deutschland früh in Führung, dann dreht Spanien durch einen Doppelpack von Isidro Langara die Begegnung. Es ist der Auftakt einer großen Fußball-Rivalität.
WM 1966
20. Juli 1966 in Birmingham, Deutschland – Spanien 2:1. Im dritten Gruppenspiel liegt Deutschland 0:1 gegen die Spanier zurück, das frühe WM-Aus droht. Doch dann folgt der große Auftritt von Lothar Emmerich. An der Außenlinie stehend, donnert „Emma“ den Ball aus spitzem Winkel unter die Latte zum 1:1, in den Schlussminuten sichert Uwe Seeler den Sieg. „Ich habe nicht einfach losgeknallt, sondern blitzschnell die Lage gepeilt und instinktiv, und zum Glück den Ball voll treffend, den richtigen Winkel erwischt“, sagte Emmerich später über sein „Wundertor“.
EM 1988
17. Juni 1988 in München, Deutschland – Spanien 2. Was ist nur mit Rudi Völler los? Diese Frage stellen sich die Fans vor dem letzten Gruppenspiel bei der Heim-EM 1988. Seit 636 Minuten ist Völler im DFB-Trikot torlos, die Sorgen werden immer größer. Nach einer halben Stunde gegen die Spanier platzt dann endlich der Knoten, im zweiten Durchgang folgt prompt der zweite Treffer. Deutschland steht im Halbfinale – und feiert Rudi.
EM 2008
29. Juni 2008 in Wien, Deutschland – Spanien 0:1. Groß ist die deutsche Hoffnung auf den vierten EM-Titel. Doch im Finale wird schnell klar, dass es im Wiener Ernst-Happel-Stadion keine schwarz-rot-goldene Party geben wird. Die überlegenen Spanier brillieren mit ihrem Tiki-Taka-Spiel, Deutschland läuft hinterher. Am Ende heißt es nach einem Treffer von Fernando Torres zwar „nur“ 0:1, das Ergebnis hätte aber viel deutlicher ausfallen können. Die spanische Dominanz beginnt.
WM 2010
7. Juli 2010 in Durban, Deutschland – Spanien 0:1. Zwei Jahre nach der Niederlage begeistert Deutschland in Südafrika – und sinnt auf Revanche. Mit viel Rückenwind geht das junge DFB-Team ins WM-Halbfinale, stellt sich dem schier übermächtigen Gegner. Ohne Erfolg. Die Entscheidung fällt aber nicht nach einer perfekten Ballstafette, sondern nach einem wuchtigen Kopfball von Carles Puyol. Es bleibt die Erkenntnis, dass der deutsche Fußball (noch) nicht mit dem spanischen mithalten kann.
Nations League 2020
17. November 2020 in Sevilla, Deutschland – Spanien 0:6. „Es war ein rabenschwarzer Tag, es hat gar nichts funktioniert. Körperspannung, Zweikampfverhalten, es hat nichts funktioniert. Weder Defensive noch Offensive, da kann man keinen ausnehmen“, lautet nach dem Debakel von Sevilla das schonungslose Urteil von Bundestrainer Joachim Löw. Das demütigende 0:6 in der Nations League bedeutet die höchste Niederlage einer deutschen Mannschaft seit 1931, nur ein einziges Mal hat Deutschland noch höher verloren: 0:9 gegen England 1909.
WM 2022
27. November 2022 in Al-Khor, Deutschland – Spanien 1:1. Die Wüsten-WM. Nach der Auftaktniederlage gegen Japan liegt Deutschland auch im zweiten Gruppenspiel mit 0:1 hinten, die Rufe nach Super-Joker Niclas Füllkrug werden immer lauter. In der 70. Minute erfüllt Bundestrainer Hansi Flick den Wunsch der Fans – und nur 13 Minuten später donnert Füllkrug den Ball mit 118 km/h ins spanische Tor. Mit einem Punkt lebt der Traum vom Achtelfinale weiter, der Ausgang dieser Geschichte ist aber gut bekannt: das Aus nach der Vorrunde.
(Mit Material vom SID)