EM 2024: DFB-Fazit und Ausblick

Das Sommermärchen ist vorbei. Und nun? Bundestrainer Julian Nagelsmann zieht ein EM 2024 Fazit und nimmt den Weltmeistertitel bei der WM 2026 ins Visier – mit veränderter Mannschaft.

Julian Nagelsmann zog sich seine dunkelblaue Bundestrainer-Jacke aus und nahm einen großen Schluck Wasser, dann erwischte ihn das dramatische EM-Aus noch einmal mit voller Wucht. „Man merkt“, sagte er bei seinem emotionalen Dank an die Fans mit brüchiger Stimme, „ich kämpfe mit den Tränen.“ So erging es allen beim verfrühten Abschied aus dem Kumpel-Camp und vom großen Titeltraum. Bei all dem Trennungsschmerz rückte auch Nagelsmanns forsche Weltmeister-Ansage in den Hintergrund, obschon er sie bekräftigte.

Aus Trauer wird Trotz: In zwei Jahren Weltmeister!

„Sehr viele Spieler haben geweint“, berichtete Nagelsmann am Samstagmittag vom Auseinandergehen nach dem letzten gemeinsamen Frühstück in Herzogenaurach, „so tut es noch ein bisschen mehr weh.“ Der so redegewandte Bundestrainer stockte, atmete tief durch und wischte sich eine Träne aus dem linken Auge, dann sprach er der am Boden zerstörten Fußball-Nation aus der Seele. „Wir hätten den Fans gerne mehr gegeben“, sagte er, „und gerne den Titel geholt.“

Das soll das Gros seiner verhinderten Sommermärchen-Helden 2026 in den USA, Mexiko und Kanada nachholen. Der silberne Henri-Delaunay-Pokal wurde verpasst, aber „der goldene Pokal ist auch ganz hübsch in der Sammlung“, sagte Nagelsmann schmunzelnd, als er sich wieder gefasst hatte. In zwei Jahren, hatte er schon nach dem ersten Schock über das bittere Viertelfinal-Aus gegen den Topfavoriten Spanien (1:2 n.V.) gesagt, „wird“ Deutschland Weltmeister.

Das Startsignal für die nächste Titel-Hatz nach dem „brutalen Emotionskracher“ (Nagelsmann) von Stuttgart hatte nichts von einer hohlen Phrase. Die vom Bundestrainer viel zitierte „Festplatte“ mit all den Negativerlebnissen sei „gereinigt“, sagte er, der Glaube an die eigene Stärke zurück. Auch wenn „Pfeiler“ Toni Kroos wegbricht und mit Manuel Neuer sowie Thomas Müller die letzten Weltmeister von 2014 in 24 Monaten keine Rolle mehr spielen sollten.

Inspiration für die Gesellschaft

„Wir werden den Rücken durchdrücken und wieder angreifen“, versprach Bernd Neuendorf an seinem 63. Geburtstag. An diesem fühlte sich der DFB-Präsident „beschenkt“ von den Stars, die wie ihre Märchen-Ahnen 2006 hoch flogen und in der vermaledeiten 119. Minute brutalst möglich abstürzten.

„Wir haben etwas ausgelöst, die Fans hinter uns gebracht, die Kopplung zur Nationalmannschaft wieder hergestellt, Identifikation gestiftet“, schwärmte Neuendorf, „die Leute waren richtig in einem Rausch.“ Auch dank Nagelsmann, der „das Amt des Bundestrainers ein Stück weit neu definiert“ und „unglaubliche Energie ausgestrahlt“ habe.

Als wolle er dieses Bild bestätigen, nutzte Nagelsmann die Bühne zu einem Plädoyer, das manchem Politiker gut zu Gesicht stünde. Er wünsche sich, sagte der 36-Jährige, dass seine verschworene Spieler-Gemeinschaft einer Gesellschaft als Inspiration diene, die viel zu oft nur das Problem sehe, nicht die Lösung. Dass die Deutschen durch ihre Fußballer, die füreinander alles gaben, verstehen mögen, „in was für einem wunderbaren Land wir leben“. Dass sie wieder zu mehr Gemeinschaftssinn fänden und helfen, „alle zu integrieren und zusammen für eine bessere Zukunft zu arbeiten“.

Neustart in der Nations League

Er selbst, sagte Nagelsmann, werde „ein paar Tage“ brauchen, ehe er wieder bereit ist fürs Anpacken. Beim Neustart mit dem Duell in der Nations League am 7. September 2024 gegen Ungarn in Düsseldorf will er „ein bisschen was ändern“, den Grundstock der Mannschaft aber „unverändert lassen“.

Kroos macht freiwillig Platz. Nachdem Mikel Merino die Fußball-Nation wie einst der Italiener Fabio Grosso bei der WM vor 18 Jahren aus allen Träumen gerissen hatte, warf er ein Kusshändchen ins Publikum, Nagelsmann flocht dem „Vorbild“ ein letztes Mal verbale Lorbeerkränze. „Eins zu eins“ zu ersetzen sei Kroos nicht, Spieler wie Aleksandar Pavlovic, Angelo Stiller oder Pascal Groß hätten aber ein ähnliches Profil.

Müller dürfte Kroos folgen. Ein Abschied aus der Nationalelf, meinte der Münchner vorbehaltlich eines Gesprächs mit Nagelsmann, sei wohl „die sinnvollere Variante“. Neuer will sich mehr Zeit lassen. Mit Ilkay Gündogan, der das Quartier als Kapitän standesgemäß als Letzter verließ, rechnet Nagelsmann nach dem Abschiedsgruß „bis bald“ weiterhin.

Was Kroos, Gündogan und Co. geschaffen hätten, sagte der selbsternannte „alte Hase“ Rudi Völler, sei „einmalig, das geht unter die Haut“. Es sei zugleich „Verpflichtung“ für den Neustart. Auch in den USA, sagte der Sportdirektor, „wollen wir ganz weit nach vorne kommen“. Und dann „bis zum Ende dabei bleiben“.

(Mit Material vom SID)

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