Nationaltorhüterin Ann-Katrin Berger (34) ist bei der Frauen-EM 2025 die Nummer eins und will sich keine Gedanken zu einem möglichen Karriereende machen. „Ich habe mich da wirklich noch nicht mit befasst“, sagte die 34-Jährige auf die Frage, wie es nach dem Turnier in der Schweiz für sie weitergehe.
„Ich muss natürlich auch auf meinen Körper hören“, erklärte Berger während einer Pressekonferenz im Trainingslager in Herzogenaurach: „Man weiß nie, wie man nach einer Saison so aufhört. So weit in die Zukunft muss man in meinem Alter da glaube ich nicht blicken, sondern ich mache das Tag für Tag und dann entscheide ich irgendwann einmal.“
Als Nummer eins im deutschen Tor
In die EM startet Berger unter Bundestrainer Christian Wück wie auch bei den Olympischen Spielen unter Horst Hrubesch als Nummer eins zwischen den Pfosten. „Natürlich freue ich mich darüber, dass ich wieder bei einem Turnier als Nummer eins spielen darf“, sagte Berger: „Ich werde mein Bestes geben und bin dankbar dafür.“ Als Ersatztorhüterinnen stehen Stina Johannes (Eintracht Frankfurt) und Ena Mahmutovic (FC Bayern München) im deutschen EM-Kader.
Obwohl sie aufgrund der Saison in den USA mit ihrem Klub Gotham FC etwas später zum DFB-Team gestoßen war, zeigte sich Berger bereit. „Ich fühle mich fit, ich bin mitten in der Saison und ich glaube, da habe ich schon einen Vorteil“, sagte die Keeperin. Auch das Team sei „richtig gut drauf“, versicherte Berger: „Man sieht einfach, dass wir einen richtig guten Zusammenhalt und richtig Bock auf das Turnier haben.“
Ann-Katrin Berger und ihre bewegte Geschichte
Torhüterin Ann-Katrin Berger soll der Ruhepol im deutschen Spiel sein. Hinter der DFB-Torhüterin liegt eine bewegte Geschichte. Über die Schockdiagnose, Olympia und ihre Stärken.
Natürlich schwirren Ann-Katrin Berger die Momente für die Ewigkeit noch im Kopf umher. Die Ernennung zur Nummer eins, der Gewinn der Olympia-Bronzemedaille mit ihr als gefeierter Elfmeterheldin oder die Auszeichnung als beste Fußballerin 2024 – die DFB-Torhüterin belohnte sich in gewisser Weise für all die schweren Kämpfe, die sie zuvor erfolgreich gemeistert hatte.
Denn hinter der Ältesten im verjüngten deutschen EM-Kader liegt eine bewegte Geschichte. Nicht umsonst wird Giulia Gwinn emotional, wenn es um ihre 34 Jahre alte Teamkollegin geht. Berger, sagt die Kapitänin, sei „unfassbar inspirierend“, sie müsse ihren „Hut ziehen, welche Stärke und welches Durchhaltevermögen diese Frau besitzt“. Aus sportlicher, aber insbesondere aus gesundheitlicher Sicht.
Denn während der EM 2022 in England hatte Berger die Schockdiagnose Schilddrüsenkrebs erhalten – zum zweiten Mal nach 2017. Es folgten die anstrengende Therapie, die nagende Ungewissheit. „Erschreckend“ sei es wieder für sie gewesen, betonte Berger damals. Sie gewann den Kampf gegen den Krebs aber erneut, reiste als Nummer zwei mit zur WM 2023 – und schrieb danach ihr eigenes kleines Fußball-Märchen.
Jahrelang hatte Berger im Schatten von Merle Frohms gestanden, bis Horst Hrubesch sie kurz vor den Sommerspielen 2024 in Paris überraschend ins Tor beorderte. Die Entscheidung stellte sich als goldrichtig heraus. Sie schließe zwar schnell mit ihrer Vergangenheit ab, sagt Berger, aber natürlich sei der gehaltene Elfmeter in der Nachspielzeit im Bronze-Match bei Olympia gegen Weltmeister Spanien „ein riesengroßer Moment“ ihrer Karriere.
Ruhepol im deutschen Spiel
„Ich fand es so schön, dass sie sich selbst belohnen konnte – und das Gesicht war, das die Bronzemedaille festgehalten hat“, sagt Gwinn. Das Vertrauen schenkt Berger auch der neue Bundestrainer Christian Wück. Wohl auch, weil die Torhüterin der „Ruhepol“ im deutschen Spiel ist, wie Gwinn betont, „sie strahlt so viel Sicherheit aus“.
Dabei ist das Spiel der Keeperin vom US-Klub Gotham FC nicht frei von Fehlern: Beim Schützenfest gegen Österreich (6:0) etwa hatte sich Berger jüngst mehrere Unsicherheiten erlaubt. Aus der Ruhe bringt sie das aber offenbar nicht. Obwohl Berger aufgrund der Saison in den USA etwas später zum DFB-Team stieß, zeigt sie sich bereit. „Ich fühle mich fit, ich bin mitten in der Saison und glaube, dass ich schon einen Vorteil habe“, sagt sie.
Was Deutschlands Fußballerin des Jahres mental so stark macht? „Ich muss ehrlich sagen, Druck verspüre ich nicht“, sagt sie lapidar: „Es ist grundsätzlich ein Fußballspiel, einer gewinnt und einer verliert.“
Berger gewann zuletzt häufig. Auf und neben dem Platz.
(Mit Material vom SID)