45 Tage nach dem EM-Aus ist auch für Kapitän Ilkay Gündogan Schluss in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Der 33-Jährige beendet seine Karriere im DFB-Team und folgt damit den Weltmeistern Toni Kroos und Thomas Müller, die direkt nach der EM 2024 im eigenen Land zurückgetreten waren. Gündogan absolvierte in 13 Jahren 82 Länderspiele und erzielte 19 Tore.
„Eine Zahl, die ich mir so hätte niemals erträumen können, als ich 2011 mein Debüt für die A-Nationalmannschaft gegeben habe“, schrieb Gündogan, der erst vor elf Monaten vom damaligen Bundestrainer Hansi Flick zum Spielführer bestimmt worden war, auf seinen Social-Media-Kanälen. Er blicke mit „sehr viel Stolz auf 82 Länderspiele für mein Heimatland zurück“.
Höhepunkt der DFB-Karriere sei „ganz klar die riesige Ehre, dass ich im vergangenen Sommer bei unserer Heim-EM die Mannschaft als Kapitän anführen durfte! Uns ist nach all den Jahren zuvor gelungen, die Nation endlich wieder stolz zu machen.“ Julian Nagelsmann hatte Flicks Entscheidung bestätigt und Gündogan weiter mit der Binde aufs Feld geschickt. Gündogan war der erste DFB-Kapitän mit Migrationshintergrund.
Die Entscheidung zum Rücktritt sei nun nach „einigen Wochen Bedenkzeit“ gefallen. Bereits vor der EM habe er „in meinem Körper, aber auch in meinem Kopf eine gewisse Müdigkeit“ verspürt, „die mich zum Nachdenken gebracht hat. Und die Spiele auf Vereins- als auch Länderebene werden nicht weniger.“
Er hoffe auf eine Fortsetzung des Aufwärtstrends für die deutsche Nationalmannschaft, „und dann spricht auch nichts dagegen, bei der WM 2026 zu den engsten Titelanwärtern zu zählen. Wir haben einen fantastischen Trainer, eine richtig starke Mannschaft und einen tollen Teamgeist.“ Seinen Abschied beschloss er mit den Worten: „Es war mir eine Ehre! Danke, Deutschland!“
Wie es auf Vereinsebene für Gündogan weitergeht, scheint indes ungewiss. Seit dem vergangenen Jahr spielt er für den FC Barcelona, angeblich denken die Katalanen über einen Verkauf nach.
Völler: Großartiger Fußballer mit einzigartigen Fähigkeiten am Ball
Sein erstes Länderspiel hatte der gebürtige Gelsenkirchener in der EM-Qualifikation am 11. Oktober 2011 gegen Belgien bestritten. Mehrere schwere Verletzungen kosteten ihn viele Partien und große Turniere. Beim WM-Erfolg 2014 in Brasilien fehlte er wegen einer Wirbelsäulenverletzung, die WM 2016 in Frankreich erlebte er wegen einer Knieverletzung nur als Zuschauer.
2018 und 2022 nahm er mit Deutschland an den Weltmeisterschaften teil, auch 2021 spielte er die europaweite EM mit dem DFB-Team. Bevor ihn Flick im September 2023 zum Kapitän machte, hatte Gündogan schon in vier Länderspielen die Binde des Spielführers getragen.
„Seine Intelligenz hat mich immer wieder fasziniert und begeistert, genauso seine Sicherheit am Ball, seine klugen und klaren Zuspiele“, sagte Nagelsmann: „Er hat häufig selbst geglänzt, noch häufiger hat er andere in der Nationalmannschaft glänzen lassen. Sein feiner Fuß wird uns fehlen, seine guten Ideen.“
DFB-Sportdirektor Rudi Völler lobte Gündogan als „großartigen Fußballer“ mit „einzigartigen Fähigkeiten am Ball“ und „großer Spielintelligenz“. Er sei „auf und neben dem Platz ein vorbildlicher Kapitän“ gewesen. DFB-Präsident Bernd Neuendorf betonte „seine besondere, fast stille Art, die Menschen zusammenzuführen, hat ihn für mich auch ohne Titel zu einem großen Kapitän gemacht.“