Bundestrainer Julian Nagelsmann sorgte mit der Nicht-Nominierung von Mats Hummels (35) und Leon Goretzka (29) für reichlich Diskussionsstoff. Doch Weltmeister Hummels und Bayern-Profi Goretzka sind nicht die einzigen Stars, die bei der EM 2024 in Deutschland auf dem Rasen fehlen.
Belgien: Thibaut Courtois
Dass der Stammkeeper von Real Madrid im belgischen Nationalteam außen vor gelassen wird, klingt nach einer faustdicken Überraschung. Zwischen Thibaut Courtois und Nationaltrainer Domenico Tedesco, früher Bundesligacoach bei Schalke 04 und RB Leipzig, kam es im Juni vergangenen Jahres allerdings zum Bruch, da Courtois nicht zum Ersatzkapitän bestimmt worden war und darauf pikiert reagierte. Zudem zog sich der 32 Jahre alte Keeper zwei Monate später einen Kreuzbandriss im linken Knie und im März einen Meniskusriss zu. Anfang Mai kehrte er ins Real-Tor zurück. Für eine Europameisterschaft sei er aber „nicht bereit“, erklärte Tedesco. Courtois sei damit „sehr ehrlich“ zu ihm gewesen.
England: Jadon Sancho, Marcus Rashford, Eric Dier, Harry Maguire und Jack Grealish
Bei der bitteren Finalniederlage in Wembley vor drei Jahren wurden BVB-Leih-Rückkehrer Jadon Sancho und Marcus Rashford von Manchester United durch ihre verschossenen Elfmeter zu den tragischen Helden. Diesmal kam der harte Schlag schon vor Turnierbeginn, denn Three-Lions-Coach Gareth Southgate verzichtet gänzlich auf die beiden Offensivspieler. Wie Sancho verhalf auch Eric Dier von Bayern München der Winterwechsel in die Bundesliga nicht zur Nominierung.
In Harry Maguire (Manchester United) und Jack Grealish (Manchester City) strich Southgate zwei weitere Stützen der vergangenen Jahre. Flügelstürmer Grealish gelangen in der abgelaufen Saison in 36 Spielen für Meister City lediglich drei Treffer. Maguire, der seit April an einer Wadenverletzung laboriert, zeigte sich nach der Nicht-Nominierung auf Instagram „am Boden zerstört“.
Frankreich: Lucas Hernandez
Lucas Hernandez (28) vergrub sein Gesicht in den Händen, als sich die Ärzte von Paris St. Germain im Champions-League-Halbfinale auf dem Dortmunder Rasen um sein verletztes Knie kümmerten. Schon in diesem Moment schwante ihm offenbar Böses, denn das Gefühl war ein vertrautes. Auch die WM in Katar hatte der verletzungsanfällige Verteidiger wegen eines Kreuzbandrisses verpasst, den er sich in einem Testspiel mit dem späteren Vizeweltmeister zugezogen hatte.
Italien: Sandro Tonali
Den kuriosesten Grund für sein Fehlen bei der EM bietet der Italiener Sandro Tonali. Bei Brescia Calcio und AC Mailand einst als Hoffnung des italienischen Fußballs gefeiert, fiel der mittlerweile 24 Jahre alte Profi von Newcastle United im vergangenen Jahr tief: Im Oktober belegten der italienische Fußballverband FIGC und die FIFA Tonali wegen unerlaubter Wetten während seiner Zeit in Italien mit einer zehnmonatige Sperre, welche die einschließt.
Norwegen: Erling Haaland und Martin Ödegaard
Der spektakulärste Spieler, auf den die Fans bei der EM in Deutschland verzichten müssen, ist Erling Haaland (23). In der Premier League stritt sich der Torschützenkönig mit Martin Ödegaard (25), dem ehemals als Wunderkind gefeierten heutigen Kapitän vom FC Arsenal, bis zum letzten Spieltag um die Meisterschaft und behielt am Ende die Oberhand. Eine gemeinsame Titeljagd fällt aus, nachdem die Norweger als Dritter der Qualifikationsgruppe A hinter Spanien und Schottland sogar die Chance auf die Play-offs verspielten.
Österreich: David Alaba und Stefan Lainer
Das Wunder der rechtzeitigen Genesung von David Alaba blieb aus. Der 31 Jahre alte Verteidiger von Real Madrid und Kapitän der Österreicher ist nach seiner im Dezember erlittenen Kreuzbandverletzung nicht fit genug, um dem Team mit seiner Erfahrung aus 105 Länderspielen auf dem Rasen zu helfen. Dabei ist Alaba in Deutschland trotzdem. Coach Ralf Rangnick funktioniert den langjährigen Münchner kurzfristig um und nimmt ihn als Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainerteam mit. Auch Stefan Lainer wird die EM verpassen. Der Außenverteidiger von Borussia Mönchengladbach war im März erstmals nach seiner Krebserkrankung wieder im Team, für das finale Aufgebot reichte es allerdings nicht.
Polen: Arkadiusz Milik
Während für Sturmpartner Robert Lewandowski und das polnische Nationalteam die EM bevorsteht, muss Arkadiusz Milik „eine sehr schwierige Zeit“ durchmachen. Der Stürmer von Juventus Turin verließ mit einer Knieverletzung im Testspiel gegen die Ukraine (3:1) bereits in der zweiten Minute den Platz – später folgte die bittere Gewissheit: Der 30-Jährige wird das Turnier verpassen. „Egal was passiert, ich werde den Jungs in meinem Team bis zum Ende die Daumen drücken“, versprach der 73-fache Nationalspieler auf Instagram.
Spanien: Gavi
Beim großen FC Barcelona ist Top-Talent Gavi auf gutem Wege, gemeinsam mit Pedri einmal in die Fußstapfen der legendären Mittelfeldzentrale Xavi/Iniesta zu treten. Während Pedri die spanischen Fans auch bei der EM verzücken könnte, bleibt Gavi diese Möglichkeit verwehrt. Der 19-Jährige, der 2022 mit dem „Golden Boy Award“ als bester Nachwuchsspieler der Welt ausgezeichnet wurde, muss verletzungsbedingt weiter auf sein zweites Turnier im Trikot der „Furia Roja“ warten. Im EM-Qualifikationsspiel gegen Georgien riss er sich bereits im November das Kreuzband.
Tschechien: Michal Sadilek
Vor wenigen Tagen veröffentlichte Michal Sadilek noch stolz das tschechische Mannschaftsfoto in den Sozialen Netzwerken, beim Turnier wird er nun jedoch nicht an der Seite seiner Teamkollegen stehen. Dem Mittelfeldspieler von Twente Enschede wurde ein Fahrradunfall zum Verhängnis. Sadilek stürzte bei einer Regenerationseinheit nach dem Testspiel gegen Malta (7:1), bei dem er in der Startelf gestanden hatte, und erlitt dabei eine Platzwunde im Beinbereich. Nationaltrainer Ivan Hasek sprach von „einer großen Schwächung“ für das Team.
Türkei: Can Uzun
In der abgelaufenen Saison glänzte das Ausnahmetalent beim Klassenerhalt des Zweitligisten 1. FC Nürnberg, bei der EM bleibt ihm nur die Zuschauerrolle. Can Uzun hatte nach seiner Absage an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) auf eine Turnier-Teilnahme mit der türkischen Nationalmannschaft gehofft, nun strich Trainer Vincenzo Montella den 18-Jährigen aus dem Kader. Er sei „sehr enttäuscht“, schrieb Uzun auf Instagram, er sei „mit ganz anderen Erwartungen“ zur Nationalmannschaft gekommen.
(Mit Material vom SID)