Die DFB-Frauen bekommen es im Viertelfinale der Frauen-EM 2025 mit Frankreich zu tun. Das französische Team von Nationaltrainer Laurent Bonadei sicherte durch ein 5:2 (1:2) gegen die Niederlande das Weiterkommen und den Sieg in Gruppe D und trifft nun am Samstag um 21 Uhr im St.-Jakob-Park in Basel auf die DFB-Auswahl von Bundestrainer Christian Wück.





Wichtige Infos zum EM-Spiel gegen Frankreich
Im letzten EM-Viertelfinale in Basel laufen die DFB-Frauen im weißen Jubiläumstrikot mit schwarzen Hosen und Stutzen auf, während die Französinnen komplett in blau spielen werden. In ihren ersten beiden EM-Spielen gegen Polen (2:0) und Dänemark (2:1) liefen die DFB-Frauen ebenso im weißen Heimtrikot auf und siegten. Nicht so gegen Schweden (1:4 in rot).
Nach der Rekordkulisse in der Gruppenphase setzen die deutschen Fußballerinnen im EM-Viertelfinale gegen Frankreich auf ein weiteres „Heimspiel“ in Basel. Im zweiten Gruppenspiel gegen Dänemark waren die DFB-Frauen von rund 17.000 deutschen Fans im St. Jakob-Park unterstützt worden. So viele Auswärtsfans waren noch nie bei einem Spiel der deutschen Fußballerinnen. Am Samstag werden mindestens 8.000 Anhänger aus Deutschland in Basel erwartet, das teilte die UEFA dem DFB mit.
Das ZDF übertragt das Duell live im Free-TV und im Livestream. Die Vorberichterstattung beginnt um 20:15 Uhr. Sven Voss ist als Moderator im Einsatz, Claudia Neumann kommentiert die Partie, als Expertin gibt die ehemalige Schweizer Nationalspielerin Kathrin Lehmann ihre Einschätzungen ab. Alle 31 EM-Spiele werden im Free-TV in ARD und ZDF live übertragen.
Bundestrainer Wück steht unter Druck
Zumindest kurzzeitig blendete Christian Wück das lästige Geraune vor dem Showdown aus. Als der Bundestrainer das mitreißende Drama zwischen England und Schweden auf der Tribüne des Züricher Letzigrunds verfolgte, waren die zunehmend hitzigen Diskussionen um Taktik, Personal und die Zukunft des 52-Jährigen für ein paar Stunden weit weg. All die Nebengeräusche werden Wück aber spätestens am Samstag in Basel wieder einholen.
Denn beim Viertelfinal-Kracher gegen Frankreich steht mehr als nur der deutsche EM-Titeltraum auf dem Spiel. Es geht in gewisser Weise auch um die Frage, ob Wück der Neuanfang im DFB-Team gelungen ist. Nachdem durch die Abreibung gegen Schweden (1:4) erhebliche Zweifel aufgekommen waren, mühten sich die deutschen Verantwortlichen und Spielerinnen in dieser Woche, die Stimmung ins Positive zu drehen.
Das Weiterkommen sei „ein Erfolg. Trotzdem sind wir hier, um die nächsten drei Spiele auch zu gewinnen“, sagte Flügelspielerin Klara Bühl vor dem Duell mit den bislang so überzeugenden Französinnen. Im Team habe sich trotz des jüngsten Rückschlags „ein Glaube entwickelt, dass wir hier etwas bewegen können. Wir wollen am Samstag den ersten Schritt gehen und ins Halbfinale einziehen.“
Bonadei will von Favoritenrolle nichts wissen
Frankreich im EM-Viertelfinale gegen Deutschland der Favorit? Davon will Nationaltrainer Laurent Bonadei weiter nichts wissen. „Es ist ein Bluff“, sagte der 55-Jährige vor dem Duell am Samstag in Basel und bezog sich dabei auf entsprechende Aussagen von Bundestrainer Christian Wück. „Da wir noch nie einen Titel gewonnen haben, können wir uns nicht als Favorit positionieren“, so Bonadei, „der Favorit bleibt Deutschland.“
Es gebe „taktische Herausforderungen“ durch das Fehlen deutscher Spielerinnen „auf der rechten Seite“, sagte Bonadei und meinte damit Giulia Gwinn (Knieverletzung) sowie Carlotta Wamser (Rotsperre). „Wir müssen uns auf unsere Strategie konzentrieren, ohne uns von den Herausforderungen lähmen zu lassen.“ Das Duell sei eine gute Möglichkeit, „uns selbst einzuschätzen und die Fortschritte zu sehen“. Das Team habe sich „schneller verbessert als erwartet“, es komme nun „das ideale Spiel, um zu sehen, wo wir stehen.“
„Es liegt an uns, unsere eigene Geschichte zu schreiben“, sagte Flügelstürmerin Delphine Cascarino, der in der Gruppenphase zwei Tore und eine Vorlage gelungen waren. Bislang sind die Französinnen vergeblich einem Titel hinterhergejagt, das soll sich möglichst schnell ändern: „Wir werden alles tun, um den Trend umzukehren.“
Wück: „Wir haben die gleichen Stärken“
Bundestrainer Christian Wück hat die deutschen Fußballerinnen für das EM-Viertelfinale auf eine „unheimliche Wucht und Schnelligkeit“ der Französinnen eingestellt. „Darauf müssen wir gefasst sein, aber wir wissen auch, dass wir die gleichen Stärken bei uns in der Mannschaft haben, auch in der Offensive“, sagte Wück auf der Pressekonferenz vor dem Spiel in Basel.
Entscheidend werde daher sein, „wer welche Offensive in den Griff bekommt“. Ob und welche Umstellungen er bei seinem Team vornehmen werde, wollte der 52-Jährige nicht verraten, alle 22 Spielerinnen seien aber einsatzfähig. „Es ist wichtig, dass wir jetzt nicht alles über den Haufen werfen“, sagte Wück und nannte die in der zweiten Hälfte gegen Schweden (1:4) in Unterzahl erprobte Dreierkette erneut als „Option“.
Die DFB-Auswahl habe die Enttäuschung aus dem letzten Gruppenspiel am vergangenen Samstag aufgearbeitet, „Euphorie und der Wille“ seien vor dem ersten K.o.-Spiel spürbar. Die Favoritenrolle schob Wück dennoch lieber den Französinnen zu, die ihre Gruppenphase mit neun Punkten abgeschlossen hatten. Die Begründung des französischen Nationaltrainers Laurent Bonadei, als achtmaliger Europameister sei Deutschland favorisiert, zähle für ihn nicht. „Es ist eine vollkommen neue Generation. Für mich zählen die Leistungen bei dieser Europameisterschaft“, betonte der Bundestrainer.
Die ungewohnte Außenseiterrolle gibt aus Sicht von Elisa Senß sogar „Schwung, mit freiem Kopf in dieses Spiel zu gehen“, wie die Mittelfeldspielerin erklärte. „Wir können alles reinhauen und einfach das Beste daraus machen.“
DFB-Frauen im Viertelfinale gegen Frankreich
Die DFB-Frauen hatten am Samstag durch das 1:4 gegen Schweden den Gruppensieg verpasst. Dennoch gingen sie einem Duell mit Titelverteidiger England und damit der Neuauflage des EM-Endspiels von 2022 aus dem Weg: Die Lionesses gewannen zum Vorrundenabschluss 6:1 (4:0) gegen Wales, dies reichte nach der Auftaktniederlage gegen Frankreich aber letztlich nur zu Rang zwei, nun wartet ein Duell mit Schweden. Ex-Europameister Niederlande schied zum zweiten Mal nach 2013 in der Gruppenphase einer Europameisterschaft aus.
Vor den Augen von Wück, der am Sonntagabend zum Scouting nach Basel gereist war, sorgten die Französinnen nach Wiederbeginn mit drei Treffern binnen sechs Minuten für die Entscheidung. Marie-Antoinette Katoto (61.) sowie der Doppelpack von Delphine Cascarino (64., 67.) drehten das Spiel und brachen den Widerstand der Niederländerinnen. Sakina Karchaoui (90.+2) traf in der Nachspielzeit per Foulelfmeter zum Endstand.
Zuvor war der Halbfinalist von 2022 nach der sehenswerten Führung von Sandie Toletti (22.) einem Rückstand hinterhergelaufen. Für die Niederlande, bei denen Ex-Bundesliga-Trainer Andries Jonker sein letztes Spiel als Nationalcoach erlebte, hatte erst Victoria Pelova (26.) ausgeglichen, ehe ein Eigentor von Selma Bacha (41.) den Druck auf Frankreich erhöhte.
Die Engländerinnen ließen in St. Gallen frühzeitig keine Zweifel am Einzug ins Viertelfinale aufkommen. Die Münchnerin Georgia Stanway (13.) mit einem verwandelten Foulelfmeter und Ella Toone (21.) sowie Lauren Hemp (30.) und Alessia Russo (44.) jeweils auf Vorlage von Toone sorgten schon vor der Pause für eine klare Angelegenheit. Bethany Mead (72.) und Agnes Beever-Jones (89.) erhöhten nach der Pause, Hannah Cain (76.) erzielte den Ehrentreffer.
Schwedin Olofsson leitet Viertelfinale
Die Schwedin Tess Olofsson leitet das EM-Viertelfinale der DFB-Frauen gegen Frankreich am Samstag in Basel. Das gab die Europäische Fußball-Union (UEFA) bekannt. Die 37-Jährige, ausgebildete Polizistin, ist seit 2015 FIFA-Schiedsrichterin und pfiff bereits den Vorrunden-Auftakt der Französinnen gegen Titelverteidiger England (2:1).
Ihr Turnierdebüt feierte Olofsson bei der EM 2022 in England, auch bei der WM 2023 und Olympia 2024 war sie im Einsatz. Bei den Sommerspielen im vergangenen Sommer in Paris leitete Olofsson neben dem Frauen-Finale zwischen Brasilien und den USA (0:1) in der Gruppenphase auch ein Männer-Spiel. Im November 2020 war sie in ihrer Heimat zudem die erste Frau, die in der zweiten Männer-Liga (Superettan) zum Einsatz kam.
Für die DFB-Frauen ist Olofsson ein gutes Omen: Unter ihrer Leitung gab es in sieben Spielen vier Siege, zuletzt im April in der Nations League beim 4:0 in Schottland. Zweimal gab es ein Remis, die einzige Niederlage kassierte Deutschland in der WM-Qualifikation im April 2022 (2:3 in Serbien).